Dienstag, 4. August 2015

Reiseblog Vortrag

Heute Nachmittag war ich in der Computeria

Samstag, 14. März 2015

Kuba


Fotos Es ist nicht so, dass wir euch nicht mehr lieb hätten, liebe Kinder. Der wahre Grund für unsere Blog-Abstinenz liegt in der Tatsache, dass der Fidele Castro nicht gerade der grosse Freund modernen Kommunikationsmedien ist und die Erfindung von Internetcafés in Kuba - wie so Vieles - noch bevorsteht. Doch gehen wir mal der Reihe nach. Wo waren wir denn? Ah ja, Zürich Airport, 8. Januar 2015.

Mit Airfrance über Paris nach Havanna. das Zigizagi für den Frosch-Koch bleibt aus, aber immerhin applaudiert man noch bei der Landung, das hatten wir schon lange nicht mehr! Die klatschenden All-Inclusive-Varadero-Trottel verstummen dann aber schnell, als wir alle nach dem langen Flug spätabends bei 42 Grad ohne Aircondition über 2h in der Schlange stehen, um endlich zu Frau Immigration vorgelassen zu werden. "Nein, mein Schätzchen, wir haben kein Ebola, aber danke der Nachfrage!" Die nächste Herausforderung besteht darin Geld zu wechseln, denn die Schlange vor der Wechselstube ausserhalb des Airports ist etwa 20m lang - sprich 2h. Es gibt zwar noch zwei weitere staatliche Wechselstuben im Gebäude drin und dort steht kein Mensch an, aber dies mitzuteilen ist den Angestellten nicht in den Sinn gekommen. Sabrina findet's aber raus und schon haben wir die Kohle. Ich mache indes "Unter der Hand" ein Taxi klar. Der Typ fährt los und nach zwei Kilometern hält er plötzlich im absoluten Dunkel an um uns zu sagen, dass wir nun ins Taxi seiner Kollegen umsteigen müssten, die da gaaaanz per Zufall im Wäldchen stehen. Ja bravo, werden wir nun schon am ersten Abend ausgeraubt? Auf uns wartet ein 1952er Ford, der seinen 3. Motor verpasst gekriegt hat, über 2 Millionen Kilometer auf dem Buckel trägt und seine 18 Liter schluckt. 

Die beiden Fahrer (einer ist wohl für die Stossgebete zuständig) bringen uns aber ins ehemalige Hilton, welches nun Tryp Habana Libre heisst und wir sind gottenfroh, nach 23h endlich in die Federn zu fallen. Wir sind uns das Ellbögeln einfach nicht mehr gewohnt. Eines steht fest: die Uhren ticken hier anders und auch die Jahreszahlen scheinen etwas durcheinander geraten zu sein. Wir erkunden erst mal drei Tage lang Havanna und an jeder Strassenecke gibt es etwas zu bestaunen. Es gibt hier zwei Währungen, die man kriegt, welche aber im Ausland nutzlos sind. So bleibt die Kohle im Land. Wir bezahlen immer mit dem Peso Convertible, der eigentlich für Touristen da ist. Er steht im Verhältnis von 1:25 zum Peso Cubano, der Währung der Einheimischen. Man muss wissen, dass in Kuba grundsätzlich alles dem Staat gehört und alle arbeiten für den Staat. 

Um zu verstehen was hier vor sich geht, muss man zwei wichtige Faktoren berücksichtigen: 1. Das Land hat eine kommunistisch-sozialistische Regierung. 2. Die Amis versuchen seit 1960 das Land durch eine komplette Blockade zu isolieren. Privatbesitz gibt es hier bis auf wenige Ausnahmen nicht. Im Gegenzug kriegen alle denselben Lohn und können sich die staatlichen Erzeugnisse in rationierten Mengen kaufen. "Funktioniert niemals!", denkt sich der rational denkende Kapitalist in uns nicht wahr? "..sei dir da mal nicht so sicher", mussten wir uns belehren lassen. Immerhin haben die hier 50 Jahre überlebt und seit dem Zusammenbruch des Ostblocks gar ohne fremde Hilfe. Wenn ich sage "überlebt", dann ist dies ziemlich tief gestapelt. Jedes Kind hat hier Schulbildung und Sportunterricht. Jeder Kubaner hat freien Zugang zu medizinischer Versorgung und es gibt immer Essen – wenn auch nicht viel. Abgesehen von Rum und Zigarren gibt es kaum Drogen und kaum nennenswerte Kriminalität. Alle Kubaner haben ein Dach über dem Kopf und dieses ist erstaunlich gut. Das Land "exportiert" Ärzte und die Quote unterernährter Kinder liegt bei 0,00 Prozent. (Was hier in der Gegend nicht gerade an der Tagesordnung ist). Soweit zu den Errungenschaften Der Revolution. Ché Guevara und Fidel haben den Amis aber dermassen den Arsch versohlt, dass diese, wie kleine Kinder halt so sind, so richtig sauer wurden. So haben sie auch allen anderen Kinder auf dem Schulhof verboten mit den Kubanern zu spielen oder ihre Pausenbrote zu teilen und da sich alle in die Hosen scheissen, wenn die Amis kommen, halten sie sich an dieses Verbot. (Ausser die Russen, Chinesen und Venezolaner, die ab und zu einige alte Sandwiches unter dem Pult liegen lassen.) Dies führte aber zur "Jetzt erst recht Reaktion der Cubanos und so spielen sich hier heute Szenen ab, als wäre die Zeit stehen geblieben. Beispiele gefällig? 


Seit Jahren kriegen die hier kaum neue Autos rein, deshalb sind die Strassen voll mit uralten Ami Schlitten, die noch die Mafiosi in den 50ern von den Staaten brachten. Dann gibt es jede Menge Trabi, Ladas und Moskovich der Russen. Ein Auto kostet die astronomische Summe von ca. 25'000 Fr. (!) Bei einem durchschnittlichen Monatsgehalt von 25 Fr. dürfte nun selbst den Lesern welche öfters mit der Heilpädagogin am einem Einzelpult sassen, ein Licht aufgehen. Fidel hat aber vorgesorgt und beim Fall der Mauer schon mal 1 Mio. Fahrräder gekauft. Es ist uns zwar eine Weile nicht wirklich bewusst gewesen aber es gibt hier, ganz im Gegensatz zum Rest der Welt, keine Werbung. Null, nix nada. Wozu auch? Es gibt ja auch keine Marken-Produkte oder Geschäfte. Stühle sind z.B. aus Holz oder Gusseisen und halten 100 Jahre. Am Strassenrand sieht man kaum Müll, wie in ganz Lateinamerika, weil es ja kaum Verpackungen gibt. Wegwerfgesellschaft Adieu! es gibt spezielle Geschäfte die alles reparieren. Mixer, TV Gerät, Ventilator und sogar Iphones! Wie um alles in der Welt, sollen die hier Iphones flicken, fragt man sich. Mein in die Jahre gekommenes Iphone4 hatte den on/off Schalter defekt. So gehe ich zum Mechaniker und der zerlegt das Ding kurzerhand in seine Einzelteile ohne mit der Wimper zu zucken. Während ich das Ding längst abgeschrieben habe, fingert er etwas in den Eingeweiden Steve Jobs' Erfindung rum und 25 Minuten später liegt das Teil voll funktionstüchtig vor mir. Auf die Frage, wie viele Jahre er diesen Job schon macht, sagt der Typ: 5 Monate! A lo Cubano!

Ihr seht, das ist hier alles etwas anders und auch wir mussten uns erst an das Leben in Cuba gewöhnen, denn es ist bei weitem nicht alles Gold was glänzt, das werdet ihr auch noch erfahren. Nach der Akklimatisierung in der Hauptstadt fahren wir per Bus ins Viñales Tal. Die abwechslungsreiche Landschaft ist Heimat des wohl weltbesten Tabaks. Wir quartieren uns in der scheinbar weltbesten Unterkunft ein, die uns aus vertrauter Schweizer Hand empfohlen wurde. Vor einigen Jahren hat Fidelio nämlich gemerkt, dass sein Volk verhungert, wenn nicht ein wenig Devisen ins Land kommen und gesteht es zu, dass Private nun Zimmer an Gäste vermieten. Diese B&B's heissen "Casa Particulares" und bieten nebst familiärer Atmosphäre auch noch ausgezeichnete lokale Küche zu super Preisen an. (Natürlich verdient der Staat mit).

Da wir keinen Plan haben, was wir in Kuba genau machen sollen und nix gebucht haben, werden wir von den Familien immer wieder weiter empfohlen und müssen uns nicht kümmern: Uns wird geholfen - so ist das im Sozialismus. Unsere erste Tour führt hoch zu Ross zum Tabakbauern, der uns das mal genau erklärt mit dem Pflanzen, Wachsen, Ernten, Fermentieren und Rollen. Ist so ein wenig wie Marihuana-Zucht für Fortgeschrittene, wobei das Rollen der Zigarre die Fertigkeiten hundskommuner Kiffer weit übersteigt und wo ich auch ordentlich einkaufe, denn die Dinger sind echt gut! 90% seiner Ernte muss er übrigens abgeben... Ratet mal wem:-) Nach einer erfolglosen Fischertour und einem Ausflug an den Strand fahren wir weiter zur Schweinebucht. Die DRS 1 Hörer unter euch wissen, dass die Amis an diesem Strand ein paar Jahre nach der Revolution einen Rückeroberungsversuch mit einer Truppe Exilkubaner gestartet haben, so eine Art karibischer D-Day also. Dies ging aber mächtig in die Hose, denn Fidel hat die Jungs höchstpersönlich gefasst und nach ein paar Jahren Knast, für Medikamente im Wert von 50 Millionen USD wieder "Nach Hause" zu den Yanquees geschickt. 

Unser Casa liegt direkt am Strand und ein Korallenriff gibt es obendrein auch noch. Wenn Fidel nun auch noch die verfluchten Stechmücken vertreiben könnte, würde ich mir locker einen roten Stern auf die Mütze malen. Abends gibt’s meist Langusten, Shrimps oder Poulet und ein paar Locals mit Gitarre, Bass und Percussion verdienen sich immer was dazu. Das mit den 25 Fr. Lohn pro Monat, soweit sind wir nun auch schon gekommen, mag wohl für ländliche Gegenden gelten. Sobald aber der Tourismus im Dorf ist, verdienen die Jungs hier wesentlich mehr und dies wird schon sehr bald zu ziemlichen Spannungen führen, weil ja kein Mensch mehr auf dem Feld arbeiten will. Kriminalität gibt's (noch) fast keine und an jeder Ecke steht ein Gendarm und bewacht die Touristen, welche eine Art "Staatseigentum" sind und deshalb unter spezieller Protektion stehen. Weiter geht's per Taxi nach Cienfuegos, wo wir ein herrliches Zimmer mit Ausblick und Rooftop Terrasse im kolonialen Viertel beziehen. 
Bei einem ersten Mojito am Hauptplatz werden wir erst auf den Migros Sack auf dem Nebentisch aufmerksam, danach auf das Schweizer Paar das daneben sitzt und erst dann auf den heimlichen Portrait Zeichner, der uns eine Karikatur Sabrinas unter die Nase hält und dafür nun Pesos sehen möchte. Aus den Tischnachbarn Nicole&Dominik, werden schon bald die Trinkgenossen Nici&Domi. In einer kleinen Bar mit Killer Mojitos stossen noch zwei Österreicher dazu. Ja bravo, Alpenlandmojitocrash. Plötzlich nimmt mich der Barman (während der Arbeit natürlich) unter den Arm und schleppt mich ins staatliche Internetcafé gleich nebenan. Wow, hier gibts Internet(!). Seine Schweizer Freundin hat ihm auf Englisch ein Mail geschrieben, da sie selber kein Spanisch spricht. Da er aber kein Englisch versteht, muss ich es ihm übersetzen. Überraschung, sie kommt schon bald für drei Wochen vorbei und hat die Hotelzimmer gebucht, und freut sich extrem auf seinen Körper... Wie er das seiner Frau erklärt, steht noch in den Sternen, aber ich nehme mal an, die Swiss -Lady ist Teil des Haushaltsbudges. Abends dann Salsa im Open-Air Club und dann ab in die Haja, wo wir einen tiefen Schlaf finden werden. Denkste! Rund um unseren Schlafturm wohnen nämlich etwa 8 Hähne, welche ab 03.15 Uhr um die Wette krähen und uns den Schlaf rauben. Morgen bestell' ich "Gallo Pinto" Ihr Sauviecher! 

Die beiden Schweizer haben ein Auto gemietet und wir dürfen das nächste Stück mit ihnen mitfahren. Wir wollen nach Trinidad und auf dem Weg dorthin noch bei einem Wasserfall mit Süsswasserpool vorbeischauen. Das Mietauto ist für Kubanische Verhältnisse ein Luxusschlitten und ziemlich aufsehenerregend. Nach den Pools fragen wir einen Local nach dem Weg nach Trinidad. "Da vorne rechts ist eine Abkürzung", sagt er, " in 40 Minuten seid ihr da." Doch was mal eine Strasse war, ist nun ein Feldweg über Berg und Tal mit Schlaglöchern wie Meteoritenkrater. Wir schaffen die ersten 12Km in einer Stunde und verfluchen den Trottel, der wohl nebenbei Chef des Abschleppdienstes ist. Umkehren ist keine Option, weil zu eng und zu steil und zu dickköpfig. Wir erreichen Trinidad kurz vor dem Eindunkeln und Domi kriegt das "Paris-Dakar" Ehrenverdienstkreuz. So etwas muss gefeiert werden und das tun wir auch. Morgens um 05.00 Uhr wanken wir "Alpenrosensingend" durch die Altstadt, haben Sabrinas Pulli aus den Fängen der Diebin gerettet, auf der Stadttreppe Salsa getanzt, eine Frau gefragt ob sie wirklich kein Mann sei und im Imbiss eine Lokalrunde spendiert. Eine gelungene Nacht also. Über den Tag danach muss ich euch ja nix sagen, das kennt ihr. Wir machen dann noch eine Katamaran Tour zu einer vorgelagerten Insel mit Korallenriff, weissem Sandstrand und einem Arsch voll Leguanen und Riesenratten, die sich von den Touris durchfüttern lassen. 

Irgendwas haben wir von wegen CH-Nationalbank und Eurokurs gehört. So gehen wir anderntags bei der staatlichen Wechselstube vorbei. Als wir unsere blauen Scheine zücken, beginnen die Äuglein der Señorita hinterm Tresen zu leuchten und sie meint wir wären die Tagesgewinner mit CH Franken. Uns soll’s recht sein und wir wechseln so viel, dass ihr glatt die Kohle ausgeht und sie dann wohl den Laden für heute dicht machen kann. (Obwohl für diejenigen, welche Euros wechseln wollen, sollte es noch reichen)

Wir finden nach einigem Verhandeln ein Taxi, welches uns ins 2,5h entfernte Morón bringen sollte. Dies wäre an und für sich kein Problem. Dass wir allerdings direkt hinter einem nationalen Velo-Rennen auf die Hauptstrasse einbiegen, ist dann gelinde gesagt suboptimal. Schaut euch auf den Fotos mal den verschärften Teambus der „Ciclistas de Cuba“ an

Die Stadt Morón ist dann genau so, wie ihr Name klingt. Aber wir wollen hier auch keine Wurzeln schlagen, sondern nur einen Tagesausflug auf die vorgelagerte Insel Cayo Coco machen. Wir treffen im Casa auf eine Horde Italiener, welche uns anderntags in ihrem Van rund 40 km über den Damm auf die Insel chauffieren. Und dann ist er plötzlich da, ganz unverhofft zwischen einigen Hotelbunkern und Mangrovenbäumen lässt er sich blicken. Langersehnt. Postkartenmässig. Farblich auf Weiss und Hellblau reduziert: Tätärätäääää! Señoras y Señores: Fidel Productions proudly presents: TRAUMSTRAND. Da kann man mal wirklich nicht meckern. Die Tschinggen organisieren noch zwei Katamarane und schon kurz darauf Schnorcheln wir am 5km vorgelagerten Riff. 

In Santa Clara besuchen wir das Mausoleum vom Argentinier und Revolutionshelden Ché Guevara, welcher posthum von Fidel zum „Kubanischen Staatsbürger durch Geburt“ erklärt wurde und wir hören unsere wohl erste und letzte kubanische Brandrede, anlässlich eines Fackelzugs der Schuljugend: Viva la Révolucion y hasta la Victoria siempre! Im örtlichen Heimatkunde Museum zeigt mir die Führerin einen kubanischen Gehstock aus dem 19. Jahrhundert dessen Inschrift „Interlaken“ mich leicht an der Glaubwürdigkeit ihrer Aussage zweifeln lässt – liegt wohl am billigen Rum. 
Gegen Ende unserer Tour wollen wir noch etwas Strandferien machen und so beziehen wir Quartier im Touristen-Mekka Varadero. Diese Halbinsel hat mit Kuba etwa gleich viel zu tun wie Peach Weber mit Komik. Hier steht ein Hotel Bunker am anderen. Es hat Bars, Pubs, Restaurants und mehr Souvenir Shops als am Weggiser Brocante. Einheimische sieht man hier kaum und die Polizei kontrolliert jeden Kubaner der dem Strand entlang geht. Die Preise sind deutlich höher als im Rest des Landes und hier hat nun auch schon der Kapitalismus Einzug gehalten. Die Ersatz Amis – sprich die Kanadier – füllen im All Inclusive Hotel ihren 1L Thermos-Krug mit Mojito und gehen dann so aus in die Clubs :-) Lustig ist’s trotzdem und wir machen in unserem Casa gute Bekanntschaften. 

Mit Umberto, einem jungen Schweizer Kinderarzt, unternehmen wir eine Tour an die etwas abgelegenen Strände, wo die ganz exklusiven Hotels sind. Wir schlendern so dem Strand entlang und stellen plötzlich fest, dass eines der Hotels wohl so exklusiv ist, dass die Gäste noch nicht mal die typischen All-Inclusive Armbändel tragen müssen. Tja Freunde, „Gelegenheit macht Liebe!“ oder wie das schon wieder heisst. Wir greifen uns drei Badetücher des Hotels, nehmen die Strandliegen in Beschlag und machen uns mit den Security Jungs vertraut, als hätten wir gerade heute eingecheckt. Nach dem ersten Gang an die hoteleigene Strandbar ist der Bann gebrochen und schon bald sitzen wir im Restaurant und bedienen uns am Mittagsbuffet. Da uns das Meer dann doch etwas zu salzig ist, geniessen wir die schöne Poolanlage im 5Sterne Hotel Paradisus und lassen uns an der Poolbar gratis volllaufen. Sabrina kann es sich dann nicht verkneifen und nimmt sogar noch am Animationsprogramm teil. Ziemlich heiter verlassen wir das Haus direkt durch die Lobby – den mutigen gehört die Welt! Nach einer Woche verlassen wir Varadero mit einem zünftigen Sonnenbrand in Richtung Havanna, wo wir die letzten warmen Stunden verbringen. 


Eines steht fest, wir haben sicherlich noch nie ein solch abwechslungsreiches Land bereist und wir können selbst nach einem Monat nicht sagen, ob es sich um das Paradies auf Erden oder die grösste Gefängnisanstalt des Planeten handelt. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Die Zeichen stehen aber auf Veränderung hier und wir sind froh, dass wir es noch so gesehen haben, bevor der touristische Body Mass Index rasant in die Höhe steigt. Na dann, mal ab zum Käse-Fondue. Wie und wann’s hier weitergeht? Wir wissen’s es nicht – aber hoffen schon bald. 

So long.

Pfnueli Sabrina










Dienstag, 23. Dezember 2014

Andalusien

Bilder Liebe Freunde, es tut mir ein wenig Leid euch mitteilen zu müssen, dass eure Tomaten, Pepperoni und Zucchetti wohl eine ganz schwierige Jugend hatten. Sie wachsen hier in ghettoartigen Gewächshäusersiedlungen heran, ohne jemals an die frische Luft zu dürfen oder auch nur einen kurzen Blick aufs Meer zu werfen. Ich glaube, die sind echt froh, wenn sie hier mal wegkommen. Wir hingegen freuen uns, dass wir endlich in Almeria und somit in der Region Andalusien angelangt sind. Endlich finden wir auch einen Campingplatz, der in einer kleinen Bucht direkt am Meer liegt. Der griesgrämige Typ älteren Jahrgangs, welcher die Reception hütet, empfängt uns mit einem Schwall scheinbar zusammenhangsloser Silben, Grunz- und Zischlauten, die wir beim besten Willen, selbst unter Aufbringung sämtlicher Fremdsprachenkenntnisse nicht verstehen können: Tönt wie eine Mischung aus afrikanischem Xosa und südtibetischem Frühfranzösich... Dann kann's nur eines sein... der Herr ist Schotte! 
Wir sollen uns selber eine Parzelle aussuchen, merken dann aber bald, dass es schon sehr eng ist, auf dem Camping La Garrofa und Privatspähre eher nicht zu den Stärken des ältesten Campingplatzes Spaniens gehört. Naja, ist ja nur für eine Nacht... Unsere Nachbarn sind Australier und sonst hat's einige Briten, Holländer und Deutsche - alles ganz normal eigentlich... wäre da nicht der Schweizer in der ersten Reihe, der anscheinend zwei Wochen Heimat-Urlaub macht, es aber offensichtlich nicht fertig bringt, in der Zwischenzeit sein Wohnmobil auf eine der hinteren Parzellen zu stellen, damit jemand anderes auf den Top Platz kann. Silbern umrahmtes Nummernschild, 5 stellige Nummer, Kantonswappen blau-weiss... ihr ahnt es: ZH! Abends essen wir im campeigenen Restaurant zusammen mit unseren australischen Nachbarn und die finden den in der Mitte noch gefrorenen Schwertfisch einfach "amaaaziiiing!" Naja immerhin können wir den drohenden Dünnpfiff mit einer tüchtigen Portion Brandy abwenden und da der Koch&Barman Jésus heisst, kommen wir auch schon ein wenig in Weihnachtsstimmung. Der Versuch, einen Fisch aus dem Mittelmeer zu fangen, endet anderntags in einer Köder-Rettungsaktion, was zwangsläufig zum ersten Einsatz der Badehose führt. Jim und Mo, die freundlichen Engländer auf Paradeplatz Nr. zwei, leihen mir glücklicherweise Schnorchel und Brille und empfangen mich danach mit einer warmen Mixtur aus Kaffee und Baileys. Irgendwie scheinen sich alle hier zu kennen. Wir erfahren, dass La Garrofa den Beinamen "Hotel California" trägt: you can check out any time you like, but you can never leave. Denn obwohl die meisten hier nur für eine Nacht einchecken, bleiben sie für mehrere Wochen, ja gar Monate hier hängen.
Auch uns gefällt es sehr gut und ehe wir uns versehen, stolpern wir allabendlich in eine Art "anyone can play guitar Festival" und jodeln uns mitten in die La Garrofa Familie. Dass dabei auch die ein oder andere Flasche Rioja ihren Weg in die ewigen Jagdgründe findet, ist den Gesangskünsten zu-, den Abfahrtsplänen aber eher abträglich. So schaffen wir den Absprung erst nach 10 Tagen und verlassen dieses Paradies schweren Herzens. Mit dem griesgrämigen Schotten Malcolm übrigens, haben wir uns mittlerweile nicht nur angefreundet, sondern seine Abschiedsworte: "Fuck off you bloody Suiza - make damn sure you come back next year...", gelten unter Garrofianern als echter Liebesbeweis.
Dann geht's in die Berge. Entlang der weissen Gipfel der Sierra Nevada steuern wir Granada, der einstigen Maurenhochburg entgegen. Die Alhambra de Granada gehört zweifellos zu den 100 "must-see-before-you-die" Orten und so lassen wir uns anderntags standesgemäss per Taxi zu diesem Relikt morgenländischer Baukunst chauffieren. 
Haben sie sauber hingekriegt, die Muselman(n)en und wenn da nicht die Christen noch 500 Jahre reingefunkt hätten, wäre Mekka wohl heute wie Stan Wawrinka im Schweizer Tennis... cool, aber leider die ewige Nr. 2. Die Aussicht von der Zitadelle über die Altstadt ist echt granata!
  
 
Auf dem Weg nach Malaga machen wir einen Abstecher zu den Bergdörfern der Alpujarras. Terence kommt ganz schön ins Schwitzen doch die 150 Rösser machen sich bezahlt und wir erklimmen die entlegensten Täler, fernab vom Massentourismus. Die kleinen Siedlungen aus typisch weissgestrichenen Häusern scheinen wie von Gottes Hand an die steilen Berghänge geklebt. Die engen Gassen beherbergen urige Kneipen, wo das Bestellen des "Menu del día" die Konfrontation mit getrockneter Blutwurst beinhalten kann und der Wein noch aus dem Fass gezapft wird. Hier oben ist es mit 16 Grad allerdings wie im Schweizer Hochsommer - also definitiv zu kalt und deshalb zieht es uns zurück an die warme Küstenregion. 
Ein Bummel durch Malagas Altstadt führt uns vorbei an mindestens 50 Schuhläden. Vorbei? fragt ihr euch? Tja - gutes timing. Zur Siesta sieht's hier nämlich aus wie am Oktoberfest nach 23:00 Uhr - wegen zu geschlossen. Wir tun, was man in solchen Situationen immer tun sollte: Kneipentour. Zu jedem alkoholischen (!) Getränk, gibt's hier übrigens gratis Tapas. Da wird der Spruch "fünf Bier sind auch eine Mahlzeit" seinem Sinn endlich mal gerecht. Sich zu betrinken, stellt dabei eine besondere Herausforderung dar - wir nehmen sie an. Dass ein Bier allerdings gerade mal einen schlappen Euro kostet und man die Tapas à la carte dazu bestellen kann, lässt uns jedoch an der Kosten-Nutzen-Rechnung Spanischer Gastronomie zweifeln.  
Das mit der Sonne ist dann so eine Sache. Der nächtliche Nieselregen entlockt uns ein müdes Lächeln, der morgendliche Dauerregen bringt Stirnfalten, der mittägliche Hagel Entsetzen und die quasi-Flutung des Campingplatzes zwingt uns zur kurzzeitigen Evakuation. Die letzten Regentropfen weichen, als wir die zweigeteilte Stadt Ronda erreichen. Eine knapp zweihundert Meter tiefe Schlucht und die dazugehörige Steinbrücke bilden eine spektakuläre Kulisse und legen die Nerven asiatischer I-Pad Fotografen blank.  
Gemächlich gelangen wir dann an die Südspitze Spaniens auf den Englischen Aussenposten Gibraltar. In diesem Stadt-Staat kaufen die Heimweh-Briten ihren Black Pudding und die Touristen zollfreie Zigis. Um auf die kleine Halbinsel zu gelangen muss man doch tatsächlich das Rollfeld des hiesigen Flughafens überqueren. 
Als Schweizer lassen wir uns natürlich auch die Fahrt mit der Seilbahn auf den Hausberg nicht entgehen und entdecken auf dem Gipfel den wahren Grund des andalusischen Sonnentraums. Ganz nach dem Sprichwort "stieget dAffe, git's schön Wätter", leben hier oben eine handvoll Berberaffen, welche sich aufgrund mangelnder natürlichen Ressourcen vornehmlich bei den Touristen bedienen. Wie die Stammleserschaft weiss, haben wir unsere Erfahrungen bezüglich klauender Affen ja schon in Borneo erworben (Link) und ziehen deshalb nach ein paar Schnappschüssen wieder Leine.  
Es folgen einige Tage auf einem herrlichen Campingplatz in Tarifa, dem gelobten Land der Windsurfer. Wir geniessen den Blick auf's Meer und den Afrikanischen Kontinent, währenddem unsere Wäsche im Sturmwind schneller trocknet, als ein Furz in der Sahara.  In Cádiz wollen wir uns natürlich das geschichtsträchtige Zentrum näher anschauen. Doch Baustelle hier, Umleitung dort, Schild historische Altstadt übersehen und simsalabim steht Terence mitten in den engverwinkelten Seitengassen und zieht Blicke zwischen Verwunderung, Belustigung und Entsetzen auf sich. Naja liebes Navi - sooo genau wollten wir uns das Zentrum nun auch wieder nicht anschauen... 
Derweil Terence sich auf dem Stadtparkplatz von dem Schock erholen kann, schwanken wir kulinarisch zwischen frittierten Churros und gebratenem Stierenschwanz - Tja, andere Länder, andere Suppen. Die letzte Stadt unserer Andalusientour ist Sevilla. Auf dem Plaza de España schaltet der Herr Dorfschullehrer wieder mal den Klugscheissermodus ein, dann geht's rüber zur Riesenkathedrale und während ihr euch zu Hause vom Schmutzli den Arsch versohlen lässt, führen wir uns zur Feier des Tages das lokale Heineken zu Gemüte. Nachedem ich vor ein paar Wochen einmal eine Olive direkt vom Baum stibitzt und gekostet habe und dafür die Tubel-Trophy verliehen bekam, weiss ich nun, dass man in Spanien nicht alles essen sollte, was da so vor sich hinwächst. 
Genau so verhält es sich auch mit den scheinbar überreifen Orangen, die in jeder Stadt tonnenweise die Bäume zieren. Man fragt sich, weshalb die Spaniöggel, denen es ja weissgott nicht gerade rosig geht, dieses gratis Vitamin C nicht einfach von den Bäumen pflücken. Die Antwort erhält man, wenn sich ein dreister Tourist nach dem scheinbar süssen Gut streckt, genüsslich reinbeisst und dabei das Gesicht verzieht, als hätte er einen Zitronencake ohne Cake gegessen. Es handelt sich nämlich um eine ungeniessbare Sorte, welche ihren Zweck höchstens noch in Form von einer Bitter-Orangenkonfi auf dem Zmorgenbrot erfüllt. Wir hingegen stehen vor der bitteren Entscheidung, unseren Trip im anscheinend kühlnassen Portugal fortzusetzen oder aber zurück nach La Garrofa zu fahren, um dort noch ein wenig in der Sonne zu chillen. Die Frage lautet also Portwein oder Rioja? 
Naja - die Antwort liegt auf der Hand und schon am nächsten Tag werden wir auf La Garrofa mit einer Begrüssungsparty empfangen. Auch der Zürcher ist inzwischen zurückgekehrt und wir müssen ganz schnell feststellen, dass es auch eine sympathische Kollektion dieser Spezies gibt. Jürg, so heisst dieses Prachtsexemplar der Specie-Rara, kam auch für "nur eine Nacht" nach La Garrofa - das war vor sechs Monaten...  Von nun an bestehen unsere Tage in der Planung origineller Abendprogramme. Ob Bonfire am Strand, Barbecue at Jim's oder Raclettplausch bei Jürg, die Nächte sind so feuchtfröhlich, dass wir unsere Abfahrt täglich herauszögern. Im Terence Hill Studio wird der La Garrofa Song eingespielt, welcher durchaus Ohrwurm-Qualität besitzt und es locker in die Campingcharts schaffen könnte.
Das grosse Finale bildet dann die Weihnachtsparty, welche zugleich auch unser Abschiedsfete darstellt. So verlassen wir nun die eine Familie, um uns auf den Weg zur 2000km entfernten anderen Familie aufzumachen. An Essen und Getränken wird es wohl die nächsten Tage auch nicht mangeln aber könnte das Empfangskommitee für die nächsten zwei Wochen bitte noch etwas an den Temperaturen arbeiten? Danach spielt's uns keine Rolle mehr - denn um die Winterdepression abzuwenden, haben wir noch einen Monat Kuba gebucht... 
6300km, 97h Fahrzeit - wir stellen fest, Spanien ist eine Reise Wert. in diesem Sinne: Feliz Navidad, prospero año y Felicidad!