Bilder Wir sind angekommen - am Ende der Welt! Ushuaia ist die südlichste Stadt des Kontinents und Sammelplatz für gestrandete Rucksacktouristen, Antarktis
Abenteurer, Weltumsegler und Fliegenfischer und liegt in der Provinz "Tierra del Fuego" - Feuerland. Da der freundliche Vermieter des Hostels unsere Buchung etwas verpennt hat, quartiert er uns für den gleichen DZ-Preis in einem luxuriösen Appartement mit Küche ein. Da sagen wir natürlich nicht nein! Wir unternehmen, zusammen mit einem Tessiner Päärchen, eine Wanderung in den Nationalpark Tierra del Fuego. Gemeinsam mit Saskya und Francesco, so heissen die beiden, schmieden wir die Pläne für's Silvester Dinner. Wir entschliessen uns zu einem Käse-Fondue, wären aber keine echten Schweizer, wenn wir nicht noch einen Plan B mit Backup-Menu in petto hätten.
So kaufen wir noch ein Kilo Rindsfilet für das "Zürcher Geschnetzelte" (wir nehmen Rindfleisch - gibt ja eh schon zu wenig Zürcher). Wir überlegen uns die ausgefeiltesten Fondue-Pfannen Ideen mit improvisierter Kerzen-Heizung. Als wir unsere nicht brauchbaren Kerzen dann bei der Señora austauschen wollen, versorgt uns diese mit einem 1A Caquelon, das sie wahrschinlich seit 15 Jahren unter ihrem Bett versteckt hat - oder ist es vielleicht doch die Bettpfanne? Das Fondue gelingt, die Tessiner haben den richtigen Wein ausgesucht und um Mitternacht gibt's ein Hupkonzert der Antarktis-Kreuzer im Hafen.
Wir mieten für drei Tage einen Wagen und fahren zum Fischer-Trip durch Feuerland. Doch erst müssen wir mal unsere Ausrüstung etwas upgraden. Nix leichter als das, wenn`s nicht um Schuhe, sondern um Angelzubehör geht. Für Nicht-Angler wird's jetzt etwas kompliziert... Ich erstehe mir eine neue 2.40er Shimano Gerte, eine no-name Stationärrolle mit geflochtener 24er, etwa 10 Spinner und Löffel (vornehmlich Tobys und Mepps), einen Kescher und ein paar Fliegen mitsamt boule d'eau. Na, alles klar? Sabrina hingegen ist da etwas zurückhaltender und begnügt sich mit einem Camping-Stuhl, damit sie dann ihr Fudi auch nicht schmutzig macht, falls wir mal zum Grillieren kommen sollten - Frauen-Logik eben. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten mit der Autoübernahme, der Typ hat im Silvester-Suff unsere Reservation verlegt, geht's dann ab an den Lago Fagnano, wo unsere Lodge steht. Dieser See hat eine überschaubare Länge von 117 Km und ist damit der grösste seiner Klasse in Argentinien. 
Über unsere Lodge können wir nicht murren. Schönes Bungalow mit Seesicht und leckere Küche - fehlen nur noch die Forellen. Nachdem ich drei Tage lang Karten studiert habe, unzählige Internetseiten durchforstet und ein paar Taxifahrern mit meinen Fragen mächtig auf den Keks gegangen bin, steht der Schlachtplan fest. Die Jahreslizenz für Patagonien im Rucksack, machen wir uns auf an die Laguna Bombilla. Ein kleiner See ca. 20 Km von unserer Lodge entfernt. Dieser wird von einem hübschen Bach gespiesen und verfügt über einen offenen Zugang zum riesigen Lago Fagnano. Durch die exakte Beschreibung eines Internt-Fritzen, kennen wir auch schon die Hot-Spots, wir brauchen also nur noch auszuwerfen... doch so einfach ist das auch hier nicht. Die Überquerung des "hübschen Bachs" mittels umgekippter Bäume zum Beispiel, zeigt Sabrina die Grenzen ihrer koordinativen Fähigkeiten auf und lässt mich zum modernen Christopherus werden. Nix kapiert? Na, wann warst du zum letzten Mal in der Kirche?
Der Wind ist so stark, dass wir nur noch die 30-Grämmer rausballern können. Wir werfen und werfen... als wir dann auf dem dünnen Küstenstreifen zwischen Lagune und See stehen, kriege ich den langersehnten Biss. Da knallt etwas ganz schön in die Leine und nach ein paar bangen Momenten liegt ein schöner Silberbarren zu unseren Füssen. 
Die Schönheit nennt sich "Regenbogen-Forelle", misst etwa 55 cm und bringt auch ein anständiges Gewicht auf die Waage - hätte ich bloss eine solche mit. Dafür haben wir einen Camping-Stuhl! Sabrina schlägt sich wacker und kann ihre Wurfweite auf gut 40m erhöhen und erschrickt damit sämtliche männliche Konkurrenz am See.
Der zweite Tag beginnt für mich um 05:00 Uhr. Ich geh die paar Schritte vom Bungalow runter an den See, muss aber aufgrund des starken Windes kapitulieren. Sabrina schläft sich derweil noch schöner. Dann suchen wir den Lago Yakush. Nach etwa 2h sieht unser Auto aus, als hätte es gerade die Ziellinie von Paris-Dakar überquert und wir sind noch immer irgendwo in der Pampa. Wir fragen den freundichen Besitzer einer Estancia (so heissen hier die Ranches) nach dem Weg und der staunt erstmal über unser Vorhaben. "Mit diesem Auto kommt ihr da wahrscheinlich nicht hin...." Aber Halloooo! Der kennt unsere Rally Vergangenheit wohl nicht (wir auch nicht). In der Folge durchquert unser putziger Renault einige kleine Bäche, bezwingt Brücken, welche von Holzwürmern wegen Futtermangels bereits verlassen wurden (Sabrina verlässt kurzzeitig die Kutsche) und kämpft sich durchs Unterholz. Fazit: Wir finden den See nicht - dafür landen wir an einem anderen Gewässer. Ein kleiner Bach mündet gerade vor uns in einen überschaulichen See - lass uns ein paar Würfe machen! 
Erster Wurf in's Flussdelta: Bumm! Jetz hängt aber ein richtig dicker dran. Sabrina dreht ein Video, welches für den Pulitzer-Tierfilm nominiert wird und ich muss aus aktuellem Grund in's Wasser waten um die Forelle zu landen. Wathosen haben wir nicht - aber einen Campingstuhl. Als wir dann beim Rückweg besagten Farmer wieder besuchen, lädt er uns kurzerhand auf eine Tour durch sein Land ein. Er habe eine "kleinere Estancia", sagt er, "bloss 80'000 Hektaren". In seinem Offroader fährt er uns über Stock und Stein, vorbei an seinen Pferden, Schafen und Kühen. Dass er eine Flinte auf dem Rücksitz hat, stimmt Sabrina nicht gerade zuversichtlich (zuviele Horrorfilme). Dabei ist diese nur für streunende Hunde gedacht. Wir erreichen den ersten grösseren Biber-See. Diese Holznager sind hier unten verhasst wie die Pest. Ihr kennt bestimmt die kleinen niedlichen Dämme, welche die Biber errichten? Diese Dämme fluten in Patagonien tausende von Hektaren Weideland und zerstören uralte Wälder. Da die Biber keine natürlichen Feinde und obendrein auch keinen Fernseher haben, vermehren sie sich wie die Karnickel (von denen es auch jede Menge hat). 
In diesem Biber-See kann Sabrina dann Fischmässig punkten - auch wenn die Grössenverhältisse des Fangs noch einer gewissen Optimierung bedürfen. Zum Abschluss lädt uns der Amigo auch noch auf ein Wartsteiner ein. Herz, was willst du mehr! Die Küchen-Crew im Hotel hat unsere gestrige Forelle schon sauber im Olivenöl gebraten und den Weisswein kühl gestellt.
Dritter Tag: Wir ballern die Blinker abwechslungsweise in den Lago Fagnano sowie in kleine Flüsse und Lagunen. Um 11:00 Uhr steigt eine schöne Brown-Trout auf meinen braunen Toby ein. Am Mittag machen wir ein kleines Feuer, ich hock auf dem nassen Baumstamm und Sabrina? Hat ihren Camping-Stuhl!
Tags darauf machen wir eine Tour im herrlichen Torres del Paine Nationalpark und essen unsere leckersten Pizzen in Südamerika. Nun sind wir auf dem Weg nach Norden und werden morgen in el Calafate dem Gletscher etwas Eis für einen Baccardi-Cola abringen.
Apropos Eis - wie läuft's denn so in Europa?
Saludos
P.S. Den Camping-Stuhl haben wir dem freundichen Vermieter in Uashuaia geschenkt ;-)
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