Montag, 15. März 2010

New Zealand north

Wir Neusee-landen und müssen als erstes die schönen Blümchen, welche uns die Air-Tahiti Hostessen hinter die Ohren geheftet haben, abgeben. Ab jetzt geht ein anderer Wind! Bio-Security nennt sich das. Auch in Sachen Kohle geht’s uns jetzt an den Kragen: 50 Dollar für den Backpacker Bus in’s Stadtzentrum von Auckland. Dort haben uns Sabrinas Arbeitskollegen vom Labor Dr. Güntert (AKA Future Lab) eine luxuriöse Hotelübernachtung im Hotel Mercure geschenkt. Nach einer Weile haben wir dann auch begriffen, dass es zwei Mercure Hotels gibt und wir natürlich erst mal im Falschen einchecken wollten. Unsere Nobel-Loge liegt ganz in der Nähe des Hafens, wo die tollsten Segelschiffe vor Anker liegen. Sogar zwei ehemalige Americas-Cup Boote stehen da - Auckland, the City of Sails! Die Neuseeländer also auf den Americas Cup und die Schweiz anzusprechen, ist etwa gleich taktvoll, wie einen Holländer zu fragen: „Na, auch aus Deutschland?“ Deshalb lassen wir das tunlichst und checken stattdessen mal die geschätzten 50 Pubs an der Hafenmeile ab und lassen dabei den Deutschen Landsmann mit dem Bratwurststand nicht aus.[Photo]Anderntags Frühstücken wir dann über den Dächern Aucklands mit herrlichem Ausblick. Leider teilt uns die Servicedame nicht mit, dass in der Buchung ein grosses Frühstück inbegriffen wäre (OK, wir fragen auch nicht nach) und so bestellen wir budgetbewusst Toast und Kaffee - die Unmengen von Leckereien auf dem grossen Tisch daneben stets im Blickwinkel. Als Sabrina beim Check out den Fehler bemerkt, würde sie am liebsten gleich nochmals hoch und das Buffet stürmen.
Wir schrauben unsere Hotelerwartungen wieder runter, suchen eine Backpacker-Unterkunft und machen uns auf die Suche nach einem Mietwagen. Schnell bemerken wir, dass unsere geplante Zeit in Neuseeland nicht ausreicht und so verschieben wir unseren Sydney Flug um eine Woche. Nachdem wir geschätzte 9500 Autovermietungen abgeklappert haben, finden wir unseren „Traumwagen“. Wie ihr auf den Bildern seht, hat vor allem der Mietpreis und nicht das Aussehen, die Entscheidung beeinflusst. Immerhin werden wir den 250‘000sten Kilometer unseres Mobils „live“ miterleben. Welch Privileg. Für die kommenden 14 Tage werden wir also durch die Nordinsel cruisen. Bleibt nur noch ein kleines Problem: Auf der Autobahn hat es tausende von Geisterfahrern! Mit anderen Worten - die Jungs fahren hier links. Das ergibt folgende Quizfrage: Wie erkennt man einen Weggiser Volltouri an einer Strassenkreuzung? Genau - Er stellt den Scheibenwischer und biegt ab. Und dass wir den Hebel zum Tanköffnen vergeblich auf der Beifahrerseite suchen, zaubert dem Tankangestellten ebenfalls ein Lächeln auf’s Gesicht. Als erstes steuern wir hoch in Richtung Norden. Und das bringt uns nun zu einem grundsätzlichen Problem neuseeländischer Berichterstattung. 

Die Ureinwohner Neuseelands sind ja die Maoris. Es scheint nun, als hätten diese Brüder nicht gerade allzu viel Fantasie gehabt, als sie ihre Dörfer, Berge, Landschaften usw. benannt haben. Irgendwie fehlen den Jungs nämlich ein Paar Buchstaben im Alphabeth. Daraus folgt, dass ich mir beim besten Willen kaum einen Ortsnamen merken kann. Schaffe ich es trotzdem, stelle ich im nächsten Moment fest, dass es diese Ortschaft im Umkreis von 200km etwa 16-fach gibt. Fragt ihr mich, so heissen hier die meisten Orte: Wakatiki, Makitaki, Wanganui,Takituki. Das wird erst richtig geil, wenn es die Neuseeländer aussprechen: Wuhäckäthiikhy! Deshalb halte ich mich, so gut es geht, an die englischen Namen. Wir fahren also hoch zur Bay of Islands und von da weiter zur Doubtless Bay. Wir besichtigen eine Höhle, in welcher es vor Glühwürmchen nur so wimmelt und verschieben die Wale-whatching-Tour aufgrund schlechten Wetters auf die Südinsel. Ob wir diese Viecher wohl noch irgendeinmal zu Gesicht bekommen? Per Zufall ist gerade Roger Dähler, zusammen mit seiner Freundin Nici in der Nähe. Sie sind zu Gast bei der Familie Fasnacht, den Eltern von Dani (Fasi) Fasnacht. Diese sind vor über 10 Jahren von Hertenstein hierher ausgewandert und führen ein kleines „Bed and Breakfast Hotel“ in Cable Bay. (Auf dem Bild im Titel unserer Webpage seht ihr die Aussicht und hier ist der Link) Wir fahren spontan hoch, um die Weggiser zu besuchen und siehe da, Martha und Roli haben sogar noch das Saunazimmer übrig, wo wir uns einrichten dürfen. Und von nun an leben wir wie Gott in Frankreich. Das herrliche Anwesen liegt auf einem Hügel und überblickt die Cable Bay, in welcher schon mal Delphine planschen. Roli Fasnacht ist ein hervorragender Koch und nicht nur das Original Birchermüesli, welches wir allmorgendlich geniessen, sondern auch seine anderen Gerichte, zeugen von seiner professionellen Kochvergangenheit.
Derweil versorgt uns Martha mit den Ausflugstipps der Region und umsorgt uns liebevoll.Roli nimmt uns eines Nachmittags mit zum Angeln. Erst fährt er mit uns durch’s „Hole in the Rock“ (muss ich nun erklären was das ist?) und dann geht’s auf Red Snapper Jagd. Leider haben die grossen Snapper aber heute Elternabend und nur die Kids sind zu Hause. Wüssten wir bloss, wo die Schule ist... Adlerauge Roli entgeht zum Glück nicht, dass ganz in unserer Nähe einige Delphine rumturnen und so kann auch Sabrina diesen Fischerausflug unter der Kategorie „unvergesslich“ einreihen. Ruckzuck stehen wir nämlich bei den Flipper-Freunden und die schwimmen putzmunter um unser Boot rum. An all die Angler unter euch… Rute? Delphin? Köder…? don’t even think about it!.Wir fahren auf einer Tour hoch an die Nordspitze zum Cap Reinga und dann zurück, entlang der 90-Mile Beach. Dabei gibt’s auch eine Sanddünen Abfahrt im Bob. Doch auch als ich den Bob zum Snowboard umfunktioniere, kommt kein wirklicher Adrenalinkick auf. Es funktioniert doch viel besser auf Schnee. Uups - Reizwort? Wir wollen EUCH zu Hause doch nicht etwa was von Schnee erzählen? Abends stellt Roli noch sein riesiges Fernrohr auf den Balkon und wir suchen den Sternenhimmel nach Ufos und Vollmonden ab. Bei Letzteren werden wir sofort fündig. Das ist jetzt schon fast kitschig. Sabrina sieht ihre erste Sternschnuppe, kann mir diese aber nicht zeigen. Ergo - gilt nicht. Aus den geplanten zwei Nächten werden vier und wir könnten noch lange bei Fasnachts bleiben - Aaaaaber der Waaaaaagen der rollt…!Wir brettern runter, an Auckland vorbei, nach Coromandel. Diese Region besticht durch herrliche Strände und verlassene Buchten.


Überall sieht man das identitätsstiftende „Silber Fern“. Dies ist ein Farn, welches ausschaut wie eine Palme und dessen Blattunterseite silbrig scheint. Es ist das Markenzeichen Neuseelands und des Rugby Teams „All Blacks“. Apropos Identität: Die Neuseeländer nennen sich ja selber auch „Kiwis“. Dies hat nix mit der Frucht zu tun, sondern bezieht sich auf einen einheimischen, nachtaktiven, flugunfähigen Vogel, welcher leider nicht mehr allzu stark verbreitet ist. Schuld daran ist unter anderem auch die Opossum-Pest. Was die Ziege auf Galapagos, der Biber in Patagonien und die GC Fans auf der Allmend, sind hier die Opossums. Diese kleinen Nager, welche ursprünglich mal zur Pelzzucht eingeführt wurden, sorgen hier für gewaltige Unruhe. Meist endet ihr Leben relativ flach, am Strassenrand oder in einer staatlich aufgestellten Falle. Greifvögel machen sich dann über die Kadaver auf der Strasse her und werden dabei ihrerseits wieder über den Haufen gefahren, weil sich hier niemand um Tempolimits kümmert. Es gibt jugendliche Verkehrssünder, mit fünfstelligen Bussgeldbeträgen, die zahlen einfach nicht. Wer allerdings seine Busse nicht bezahlt, darf neuerdings das Land nicht mehr verlassen. Dies sorgt schon mal für Platz in den Flugzeugen. Nach Coromandel fahren wir dann für eine Nacht zurück nach Auckland, wo wir Sabrinas Arbeitskollegen Patrick Lucchi und dessen Freundin Chantal treffen. Darauf geht‘s südwärts zu unseren Tahiti-Freunden Jim und Julie Mello. Das Original US-Paar, hat sich in der Nähe von Hamilton eine kleine Farm gekauft und uns noch auf Tahiti eingeladen, sie hier zu besuchen. Man darf sich nun nicht einen typischen Schweizer Bauernhof vorstellen. Die beiden halten Haus und Hof dermassen auf Vordermann, dass wir durchaus von Luxus Ferien mit „Country-Feeling“ sprechen können.

Der Tierpark und Umschwung sind denn auch nicht so gross, dass man von der Landwirtschaft leben könnte, aber ich glaube, das müssen sie auch nicht. Wir begegnen Willy, dem freundlichen Ziegenbock und dessen Gattin Harmony, den beiden Hunden JR und Scarlet und natürlich auch Jims Tauben. Diese schickt er jeweils am Wochenende ins Rennen gegen die anderen Vögel des Hamilton Pigeon-Racing Clubs. Ein Truck bringt alle teilnehmenden Tauben ca. 150 km weit fort, wo sie dann miteinander losgelassen werden. Diese Tauben sind wie die Steuerrechnungen - egal, wie oft man sie wegschmeisst, sie kommen immer wieder ins Haus geflattert. Die Frage ist bloss, wie schnell. [Photo]Zusammen mit den Mellos besuchen wir Mount Maunganui (wisst ihr, was ich meine mit den phantasievollen Namen?). Dieser Berg wird von den Einheimischen nur würdevoll als „The Mount“ bezeichnet. So fahren wir 2.5 h durch die abwechslungsreiche Landschaft, vorbei an Hobbiton (ja Fibi, wir gehen vorbei!) und kommen dann in einer malerischen Küstenstadt an. Von hier aus sollte man ja eigentlich jeden Berg der Umgebung sehen. Fehlanzeige,
denn „The Mount“ (so werden wir kurz darauf feststellen) ist lediglich ein Hügel, nicht viel grösser als das, was ein
durchschnittlicher Tyrannosaurus-Rex bei der Morgentoilette liegen lässt. Am letzten Morgen unseres Farm Aufenthalts findet dann noch ein Tauben Rennen statt. Wir vier Wetten „Hof-intern“, doch leider kommen unsere Vögel nach den Favoriten der Hofbesitzer an. Ich hab mich noch gefragt, weshalb Jim am Vortag eine Dose Redbull gekauft hat.Von Hamilton geht’s an den Lake Taupo. Dies ist der grösste Süsswassersee des Landes und soll prächtige Regenbogenforellen beheimaten. Eigentlich sind wir voll off-season, denn hier beginnt nun der Herbst. Leider findet just an diesem Wochenende irgendein komischer Ironman-Triathlon in Taupo statt und wir finden kaum eine Loge. Als wir dann abends zum See aufbrechen wollen, um die Forellen zu verhaften, empfehlen wir uns kurzerhand für den „Touristen-Vollidioten-Award 2010“. Wir biegen mit unserer Karre irgendwo in ein Wohnquartier ab und finden uns urplötzlich mitten in diesem verfluchten Triathlon. Aber auf der Strecke, meine Lieben! Vorbei an den Zuschauern, der Verpflegungsstation und immer schön im Schritttempo hinter den Läufern. Ey Mate, we’re from Switzerland, yeah baby - sweet as…!Die Lake Taupo Forellen können sich dank eines verfluchten Sturmes auf ein langes, gefahrvolles Leben statt auf einen kurzen, schmerzlosen Tod einstellen. Kommt natürlich darauf an, welcher Tieranwalt die Lage beurteilt ;-)Nun fahren wir nach Rotorua. Diese Stadt liegt in Mitten des neuseeländischen Vulkangebietes. Unzählige Kraterseeen und heisse Quellen liegen in dieser Region. Dank Marthas Tipp, finden wir einen kleinen versteckten Bach, in welchem man bei 38 Grad Wassertemperatur mitten im Wald baden kann. Das stark schwefelhaltige Wasser, welches hier an die Erdoberfläche sprudelt, hat allerdings auch einen kleinen, fiesen Nebeneffekt.
Wie war das schon wieder im Chemieunterricht mit dem Schwefel? Genau, faule Eier! In Rotorua miefts, wie auf der öffentlichen Herrentoilette, nach dem alljährlichen Chili con Carne Wettessen in Villarriba. Anderntags besuchen wir dann das Waimangu (!;-)) Volcanic Valley. Der türkisblaue See auf dem Bild hat bis zu 70 Grad Celsius und man kommt sich irgendwie vor, als würde hier gleich alles in die Luft fliegen. In New Plymouth an der Ostküste können wir den gewaltigen Mount Egmont (Mt. Taranaki) gerade noch wolkenfrei bestaunen, den rabenschwarzen Sandstrand zu Badezwecken benutzen und den herrlichen Stadtpark durchwandern. Am Weekend findet hier ein riesen Festival statt, was uns aber nix nützt, weil wir dann schon in Wellington sind. Hier beenden wir die Nord-Tour im hinterletzten Backpacker-Hotel der zivilisierten Welt und ernten eine Parkbusse.
Nun sitzen wir im Ferry-Terminal und warten auf’s Schiff nach Picton. In drei Tagen übernehmen wir in Christchurch einen kleinen Campervan namens „Hippie Camper“. Janis Joplin Songs im Gepäck, Haare lassen wir rundum wieder wachsen und färben unsere eigenen Batik T-Shirts. Das mit dem Gras überlegen wir uns noch…I wanna be hippieeeeeee!

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