Donnerstag, 8. April 2010

New Zealand south

Bilder So Freunde - wird Zeit, dass wir uns mal wieder melden. Fiese Sprüche über die CH-Wetterlage lassen wir mal sein (wir reisen ja schliesslich auch mit Bettflasche). Wir erreichen Picton via Fähre bei Sturm und die Erkältung gab’s für verblödete Touris (ich), die das kalte Naturspektakel vom Schiffsdeck aus verfolgten, kostenlos dazu. Nach 5 Stündiger Zugfahrt erreichen wir Christchurch und durchstreifen dieses bei Nacht. Die horrenden Dinner-Preise führen dazu, dass wir uns auf unsere alten Stärken besinnen und vom Apéro direkt zum Absacker übergehen. Ganz nach dem Motto: drei Bier sind auch eine Mahlzeit. (Je drei Mahlzeiten sind aber definitiv zu viel). Der Kater, der mir am nächsten Morgen begegnet, hätte Siegfried und Roy zum Frühstück verschlungen. Sabrina verschafft mir, in ihrer Funktion als Mutter Teresa der Alkoholiker, eine Gnadenfrist, als sie an der Rezeption einen late-check-out unter dem Vorwand:„my boyfriend is very, very, very sick“ erwirkt. Ausgerechnet in den nächsten Stunden übernehmen wir unseren Hippie-Camper, einen umgebauten Lieferwagen, mit welchem wir die nächsten vier Wochen die Südinsel erkunden. Da wir noch nicht so recht wissen, wie wir aus dem Tisch ein Bett machen sollen und sich unsere koordinativen Fähigkeiten aufgrund oben erwähnter Mahlzeiten auf dem Niveau eines Zweijährigen befinden, steuern wir ins erstbeste Hotel, fünf Minuten von Christchurch entfernt.

Tags darauf sind wir nun die echten Hippies, aber noch lange nicht die einzigen Camper. Hier gibt es mehr Wohnwagen, als Holländer vor dem Gotthard Nordportal. Wir cruisen nach Akaroa, wo wir eine Farmtour buchen. Auf jeden Einwohner Neuseelands, kommen 15 Schafe (nicht wörtlich, ihr Ferkel!). Das macht mehr als 40 Mio. Wollknäuel, die jährlich aus ihren Pullis geschärt werden wollen oder sich im Supermarkt zwischen Poulet und Rind bei durchschnittlich 4°C Umgebungstemperatur den Arsch abfrieren. Ein geiles Feature unseres Mobils ist das Tourism-Radio. Ein kleines GPS-gesteuertes Kästchen, das uns laufend mit Informationen über die aktuelle Gegend sowie ganz akzeptablem Sound versorgt. Abgesehen von den geschätzten 2,2 Mio. Phil Collins Songs. Der Hippie bringt uns in die Region Mount Hutt, welche einige der besten Forellengewässer der Südinsel beheimatet. Am wunderschönen Rakaia-River erliegt dann auch die erste Gepunktete dem unwiderstehlichen Reiz des Kupferspinners. Wir übernachten direkt am Flussbett und machen das erste Mal Bekanntschaft mit Väterchen Frost, was zu einem ausgedehnten Kuschel-Pflicht-Programm führt. Anderntags erstehen wir uns eine Old-School Bettflasche. (Jungs, die Bettflaschen Witze waren schon zu Zeiten der Pfahlbauer uralt.) Nun geht’s in die Südalpen, wo ich die Führung im familieninternen Wettfischen am Lake Tekapo bereits wieder abgebe.

Auf den Spuren Frodos, zieht’s uns weiter zum Mount Cook. Irgendwie sieht hier alles aus wie auf dem Set von „Herr der Ringe“. Apropos Filmstars - in Moeraki treffen wir Pingu oder zumindest einige seiner Artgenossen und unter das Kapitel „how to create a tourist attraction“ fallen die kugelrunden Steine im Meer, auch Boulders genannt. Da wir als einzige ohne Tischreservation im angesagtesten Speiselokal an der Ostküste aufkreuzen, kriegen wir einen Gartenplatz und brechen aufgrund eines plötzlichen Wetterumschwungs den 8min Zeitrekord im Bluecod-Fisch-Essen. Wir sind uns verregnete Teller halt einfach nicht mehr gewohnt.

Wir kommen nach Dunedin, einem ehemaligen Schottischen Aussenposten, was sich hauptsächlich in der Architektur wiederspiegelt. Die Exilschotten nehmen für sich den Titel in Anspruch, die steilste Strasse der Welt zu beheimaten. Alljährlich rennen hier hunderte Beklopte den Hang hoch (lustig) und runter (sehr lustig, da Karambolagen am Laufmeter). Da wir weder Wochentag noch Datum so genau verfolgen, feiern wir unser Vierjähriges einen Tag zu früh - Ferien, in denen Sie alles vergessen.

Wir besichtigen an unserem Jubiläum Larnach Castle (Romantik-Faktor 10), gehen abends Dinieren (RF 8) und ins Kino (RF 10). Transformers! (RF ?) Sorry Baby. Nein, just kidding - wir schauen Avatar und gehen ohne Lämpen ins Bett. Jetzt kommt der Süden vom Süden. Auf dem Weg nach Invercargill kann ich Wasserfall Nr. 152 und Seelöwe Nr. 5385 abbuchen, derweilen Sabrina alle 100 Meter Bekanntschaft mit den Büschen und Bäumen Neuseelands macht - sie hat sich eine Blasenentzündung eingefangen. (Wusste gar nicht, dass man davon eine Entzündung kriegen kann). Wir erreichen Fiordland. Hier schaut’s nun definitiv aus, wie in den Schweizer Alpen. Die SGV darf ihre Preise übrigens ruhig etwas anheben. Eine stinknormale zweistündige Schiffstour zum Doubtful Sound kostet hier locker mal 450.- Fr. für zwei Personen. Als wir dann fragen, was man dabei Spektakuläres sehen könne, erklärt man uns: „Schöne Berge und Seen“. Ergo - 450.- Fr. gespart. Auch die zweite Möglichkeit für eine Schiffsfahrt, diesmal im Milford Sound, lassen wir aus, dafür erkunden wir die Region im Hippie und übernachten wild am Ufer des Lake Gunn (RF 10+). 

Hier wird dann auch der Status Quo in Sachen Wettfischerei wieder hergestellt. Some things never change. Wir treffen zwei weitere Hippie-Camper, Anneliese und Nico de la Grande Nation und ziehen mit ihnen um die Häuser. Zum Glück sprechen sie so gut Englisch. In Queenstown, dem Adrenalin-Mekka der Südinsel, kann man Bungee-Jumpen, Sky-Diven, River-Raften oder Speedboat-Fahren. Wir entscheiden uns für die Mutter aller Extremsportaktivitäten und gehen Minigolf spielen. Das Siegerpodest verfehle ich um einen Punkt. Nach neun Tagen „how to pee in the wood“ erklärt sich auch Fräulein Sabrina, aka „dasbisschenEntzündunggehtauchmitdreiLiterCranberrySafttäglichwiederweg“ - Lützel bereit, die Antibiotika-Phase einzuleiten, braves Mädchen – wir kommen viel schneller vorwärts, wenn wir nicht alle (jetzt hätt ich fast „Hahnenschiss“ gesagt) 30 Minuten anhalten müssen. Über Cromwell geht’s nach Haast, dem Paradies für Sandfliegen, welchen wir uns bei lebendigem Leib zum Frass vorwerfen. Sauviecher. Abends treffen wir Ramona und Roger Zeier aus Luzern, mit welchen wir die nächsten paar Tage weiterreisen. Die Mädels kommen nun locker auf ihre angeborenen 40‘000 Worte täglich und machen obendrein locker die Quasseldefizite der letzten Monate wett. Wir besichtigen den Fox Gletscher, erleben dabei einen spektakulären Abbruch, den Sabrina prompt festhält, sausen am Franz-Josef Gletscher vorbei und kommen nach 350km in Greymouth an.

Auf dem Weg dorthin feiern wir mit unserem Hippiecamper in Woodstock, welches so klein ist, dass wir zuerst dreimal dran vorbeifahren. (Liebe Kinder, das ist kein echter Joint auf dem Foto! …das Gras ist leider schon lange ausgegangen). Abends treffen wir dann wieder die Zeiers und geniessen zusammen den Whirlpool auf dem Camping. Etwas weiter nördlich kommen wir an einen Strand, an welchem tausende von Touris irgendwelche Kritzeleien auf Steinen hinterlassen. Um nicht negativ aufzufallen, tun wir es ihnen gleich. Hier in Neuseeland reihen sich die Attraktionen nur so aneinander und man muss bloss den sogenannten „Scenic-Routes“ folgen um nix zu verpassen. Die Pancake Rocks gehören auch zum Pflichtprogramm der Südinsel. Das sind so Felsen… ach was, schaut euch doch die Bilder an - Pancakes halt. Diese rocken aber leider nur halb so wild, weil das „Blowhole“, aus welchem beim Zusammenspiel von Flut und Wellengang eigentlich Wasser geschossen kommt, heute gerade mal seinen freien Tag einzieht. Dass ich auf dem Meer ausserhalb der Pancakes einige Delphine erspähe, interessiert zum Glück wenigstens Roger, die Ladies sind am Blablabla. Abends fahren wir dann in der Nähe von Nelson auf einem Camping. Beim Check-in sehe ich ein Schild, welches besagt, man soll sich doch ab heute bitte ein Badetuch umhängen, wenn man die Dusche verlässt. Das lässt doch wenigstens den Spielraum für ein kleines Witzchen mit der Rezeptionsrau offen, denk ich mir. Doch es stellt sich heraus, dass wir auf einem Nackt-Camping-Platz sind, welcher aber seit heute auf Winterbetrieb, also „unten mit“ umgestellt hat. Die Witzchen von wegen, ob denn bei den Kiwis im Winter die Zeltstangen zu kurz wären, lass ich dann auch sein. Sie findet‘s eh nicht lustig. Roger schmeisst den Grill an, die Girls kümmern sich um den Salat… bleibt für mich die Frage: Beer or wine? Decisions, decisions! Zusammen mit den Zeiers geht’s zur grössten Süsswasserquelle der Welt den Pupu Springs. (Was ein Buchstabe doch alles verändern kann.) Ganz in der Nähe liegt übrigens die Ortschaft Onekaka (kein Scheiss jetzt).

Ostersonntag geht’s ganz früh raus, denn wir buchen einen Horseriding Trip. Tönt schon viel cooler als „wir gehen reiten“. Ich, aka Gandalf der Weisse, kriege natürlich den Schimmel und schliesse mit ihm ein „Anti-Autoritätsabkommen“ ab. Er darf fressen was er will, dorthin trotten wo er will und scheissen wann er will, dafür schmeisst er mich nicht runter. Funktioniert 1A! Sabrina, alias „IchhabealleWendy-Büchleinvonfolge15bis285“, geht die Sache ein wenig more sophisticated an und punktet mit ihrem „Ichwaralskind2wochenindenreitferien-Galopp“ gewaltig.

Tags darauf stehen wir erneut früh auf, denn wir sind zum Kajaken im Abel Tasman Park verabredet. Die Verabredung kostet zwar eine schöne Stange Geld, dafür darf man dann auch selber paddeln. Die jungen Seelöwen spielen ums Kajak, die Adlerrochen ziehen ihre Kreise und der gutgebaute Guide zaubert einen Latte Macchiato, wie es nur einer kann, dessen Lebenspartner Holländer ist…

Danach stoffen wir runter nach Kaikoura, um die letzte Chance für ein Whale watching wahrzunehmen und einen Crayfish zu verdrücken. Die Wal-Tour wird wegen Sturm abgesagt und das halbe 50-Dollar Hummer-Teil hat die Grösse einer kleinwüchsigen Zwerg Krevette. War wohl nix. Der Herbst hat nun eindeutig Einzug gehalten hier unten. Wir geniessen einen Private-Pool in den Hanmer Springs und cruisen durch die gelb-goldenen Steppenlandschaften North Canterburrys.

Neuseeland hat seinen Ruf als geniales Reiseland mehr als nur bestätigt. Wir sind tief beeindruckt und sicher, eines Tages wieder hierhin zurückzukehren. Vielleicht schaffen es die Kiwis bis dann sogar, Wasserhähne zu importieren, die heiss und kalt mischen können. Bei euch ist ja nun auch der Frühling gekommen. Geht ja wohl gar nicht, dass es bei euch wärmer ist als bei uns. Wir fliegen am 10. April nach Sydney. Sweet as !

3 Kommentare:

  1. yo folks, halftime! and we still don't miss ya! :-)
    no, just kidding... get home soon, les lunettes liegen brach... snief!

    hast a pizza?

    steph

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  2. hello markus and sabrina.wir hatten echt spass mit euch heute abend im bair in leongatha.wuenschen euch eine gute weiterreise und das man sich wieder mal sieht.gruessli marcel und sabine mt.eccles

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  3. hallo zäme

    luut üchne brecht mossi jo ned froge wies üch god... esch of jede fau emmerweder spannend do zläse!
    ech ha no welle danke säge för dcharte! ha rüüdig fröid gha! merci!

    gniessids,
    liebe gruess
    andrea st.

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