Mittwoch, 25. August 2010

Singapore

- it’s all `bout money…

Prolog:

Bilder Translate to English Liebe Leserinnen und Leser. Wir ihr sicherlich schon bemerkt habt, zähle ich mich persönlich ja zu der ganz schlauen Sorte von Menschen. Deshalb fand ich es auch eine tolle Idee, den Umweg über Singapur in Kauf zu nehmen, anstatt von Manila aus direkt nach Hanoi zu fliegen, denn die Tickets für den Direktflug wären teurer. Eine tolle Stadt besichtigen und dabei erst noch Geld sparen? Sounds good to me, baby! Zudem könnte ich mit Sabrina nun mal die Chance wahr nehmen und im Gegensatz zum letzten Stadtbesuch mit Fibi, das Ganze mal bei Tageslicht betrachten. Bloss, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!

Kapitel 1 - 4

Alles fängt gut an. Wir landen am neuen Budget-Airport und kriegen einen gratis Transfer zum „richtigen“ Flughafen. Alles geht total stressfrei. Kein Taxifahrer will uns in seiner Drecksschleuder irgendwohin locken, niemand dreht uns einen Hotelflyer seiner aufgemotzten Bruchbude an und keiner hat Lust, unsere Fremdwährung in irgendwelche selbstgefälschten Blüten umzutauschen. Nach einigem Hin und Her können wir uns auch in’s gratis Netz einloggen, welches für ganz Singapur erhältlich ist und den Weg per Metro zum Hotel eruieren. Alles ist bis ins Detail organisiert. Die Wege sind übersichtlich ausgeschildert, der Pendlerstrom verläuft völlig chaosfrei und gesittet. Die Metro ist blitzblank poliert, pünktlich wie ein Lehrer beim Pausentee und wer auf die Idee kommen sollte, hier drin einen Snack zu geniessen, den weist ein kleines Schild darauf hin, nebst dem Fahrpreis noch die Kleinigkeit von 1000.- Singapur-Dollar abzudrücken. (Keine Angst, so doof sind wir nun auch nicht).

Wir sind in absoluter Festlaune und glücklich, der Chaos-City Manila heil entkommen zu sein - welch ein positiver Kulturschock!

Soweit der gute Teil. Kommen wir nun zu unserem Hotel. Wir haben einiges an Recherche betrieben, um eine gute Loge zu finden. Sabrinas Bruder Dany (aka the Hotel Tycoon….) hat uns einen guten Tipp gegeben und uns angeraten im Hotel Mandarin Inn abzusteigen. Preis für’s Doppelzimmer: Rund 460.- Dollar/Nacht. Warum dieser Schuppen nicht in unserem Lonely Planet erscheint, ist uns ein Rätsel. Trotzdem, war gut gemeint Dany, merci! Wir haben uns dann für die sehr zentral gelegene „Summer Tavern“ entschieden, der einzigen Budget-Unterkunft mitten in der City. Bei unserer Ankunft dürfen wir gerade einem Streit zwischen dem Chef und einem weiblichen Gast beiwohnen - a very warm welcome! Wir haben ein Doppelzimmer gebucht, werden aber erst mal in einen Kleiderschrank mit zwei Kajüten-Betten im dritten Stock verfrachtet. Der indische Page bemerkt nach 5 Minuten den Irrtum und geleitet uns dann zu unserem 4 Quadratmeter grossen Zimmer, welches sogar über einen Fernseher verfügt. (Dieser hat zwar weder Strom- noch Signalkabel, dient aber mangels Alternativen prima als Abstellfläche). Aus Platzgründen können wir uns nicht gleichzeitig im Zimmer umziehen, was ich als erzkatholischer Christ vor der Hochzeit sowieso nicht getan hätte. Der Preis dieser Hammerloge: 80.- Singapur-Dollar. Und nun kann ich’s ja sagen: Das ist mit Abstand die hässlichste Bude, in der wir jemals gehaust haben! Dagegen sind die Backpackerlogen in Peru, Bolivien und Ecuador die reinsten Luxustempel. Freunde, wenn ihr jemals ein Hotel führen solltet, welches auf „Tripadvisor.com“ Bewertungen wie „da treibt man nicht mal Schweine rein“ kriegt, dann habt ihr’s wirklich geschafft. Vielleicht doch das Mandarin Inn? Halb so wild, wir sind mittlerweile hart im Nehmen und nur weil da einige Haare und Kleingetier auf den Duvets (es hat zwei Halbe) liegen, heisst das noch nicht, dass man hier nicht schlafen kann.

Ein Festival der Gerüche erwartet uns dann am La Pau Sat Markt, wo wir an einem der vielen Foodstalls ein leckeres und günstiges Abendessen einnehmen. So sitzen wir nun im Business District mitten auf der abgesperrten Strasse an einem Plastiktisch, nagen an unseren Satay Spiessen und fühlen uns wie am Downtown Jazz, wären da nicht diese gewaltigen Wolkenkratzer, welche nur einige Schritte von uns entfernt hunderte Meter hoch in den Nachthimmel ragen. Am frühen Donnerstagmorgen (11.30 Uhr Backpacker Zeit), unternehmen wir dann einen Ausflug in’s China Town. Hier gibt’s wiedermal alles zu kaufen, was der Mensch nicht braucht. Superdoofe Hüte mit Ventilator, Froschschenkel, an denen der lebendige Frosch noch dran ist, Plastiknüsse mit integriertem Abhörgerät und typisch chinesische Kleidermode. Letzteres findet bei einer jungen Schweizer Touristin, die ich gut kenne, besonderen Anklang - wir verbringen bereits im ersten Kleiderladen mehr als eine Stunde und treten mit einem Abendkleid und einem neuen Top an’s Tageslicht. An sich kein Problem, doch beim Verlassen des Ladens steht da im Schaufenster noch diese Puppe… O.K. zwei Kleider und ein Top. Die vier Bier für total 24.- SGD, die wir uns dann genehmigen, sind dagegen ein Schnäppchen. Wir besuchen darauf einen buddhistischen Tempel, fühlen uns nun aber ehrlich gesagt nicht viel weiser als zuvor. Abends dann eine ausgedehnte Fotosession im neuen Marina Park. Leute, die Jungs hier haben aufgerüstet in den letzten 5 Jahren. Allen voran das prächtige Marina Park Hotel, welches ganz oben auf der Terrasse den längsten Swimmingpool der Welt beheimatet. Uns gelingen einige tolle Aufnahmen, die Bildergalerie lohnt sich wieder mal besonders! Am Samstag dann die Überraschung - wir kriegen ein Upgrade im Hotel! (Sie haben ein grösseres Zimmer - die Honeymoon Suite im  Erdgeschoss). Leider hat‘s im ganzen Laden nur noch ein sauberes Handtuch… Naja, für 80.- SGD die Nacht, woll‘n wir mal nicht meckern und das Gemeinschaftsbad ist auch nur 20 Meter entfernt. TV hat’s auch diesmal - wäre da nur eben nicht die Sache mit dem Strom…

Heute Abend wollen wir hoch hinaus. Dany hat uns empfohlen auf einen Drink in die 70. Etage des Swissotels zu gehen, um die geniale Aussicht zu geniessen. Da ich im Gegensatz zu meiner Freundin noch keine Abendgarderobe habe, besorge ich mir kurzerhand ein anständiges Paar Hosen (knapp zu kurz) und Lederschuhe (knapp zu klein), wir wollen ja den Dresscode erfüllen. (60.- SGD Schnäppchen!). Am Nachmittag dann Shopping in der teuersten Meile Südostasiens: Orchard Road. Auch hier ist es wieder der erste Chinesen Laden, der es Sabrina angetan hat. Sie mässigt sich und gibt das weisse Kleid wieder zurück… (Aufatmen bei mir). So werden auf meiner Kreditkarte nur die Kosten für weitere drei anstatt für 4 neue Kleider belastet. Im Mövenpick Marché Restaurant gibt’s dann eine Broccoli-Suppe, Rösti und Rivella.

Abends also dann der Gang in die Nobelwelt. (Taxi ist uns zu teuer, so latschen wir halt eine halbe Stunde durch die Stadt ins Swissotel). Sabrinas Kleid zeigt Wirkung: Normaleintrittspreis für Non-Residents 25.- SGD - wir kommen gratis hoch. Das Erdinger für 17 Dollar habe ich mir dann aber auch ehrlich verdient! Anschliessend geht’s ins schmucke Raffles Hotel an dessen Long Bar der legendäre Drink Namens „Singapore-Sling“ erfunden wurde. Wir bestellen zwei dieser  Legenden und als die Rechnung kommt, bleibt mir kurzzeitig die Kirsche im Hals Stecken: 56.- SGD. Alter Schwede! Für Drinks in diesem Preissegment läuft die Bedienung normalerweise in einem Singapore-String rum, heisst Angel und arbeitet unter diffusen Lichtverhältnissen! Den Ärger spülen wir uns mit 2 Tiger Bier runter: Auf der Bar liegt nämlich eine Quittung, die besagt, dass das Hopfengetränk nur schlappe 5.- Dollar kostet. Kurze Zeit später sind wir dann etwas schlauer und etwas ärmer… Die Quittung hat ein Gast liegengelassen, sie war von einer anderen Bar! Die 2 Stangen Tiger Bier kosten gerade mal 44.- Dollar! Immerhin spielt eine hammer Band. So legen wir dann einen Tanz auf’s Parkett, dass der ganze Club applaudiert und die Tanzfläche darauf für den Rest des Abends leer bleibt und wir werden von einer reichen, Irischen Familie für berühmt gehalten und zum Bier eingeladen… geht doch!

Am letzten Tag will ich mir noch einen der diversen Fischer Shops aus der Nähe anschauen. Immerhin hat Sabrina ja ihre Kleider… Dass die Auswahl an Material hier dermassen gross ist, hätte ich nicht zu träumen gewagt. Ich schleppe meine Freundin durch 8 Läden, sie wagt nicht mit der Wimper zu zucken und unterstützt all meine Kaufbemühungen… (Jungs, das mit den Kleidern war ein geiler Trick). Ich werde gut und gerne 300 Dollar los und muss mir nun ernsthafte Überlegungen zum Platz in meinem Backpack machen. (Für Angler: Die Fotostory zu dieser Einkaufstour gibt’s hier).


Samstagabend dann die Krönung: Per Zufall beginnen heute in Singapur die ersten Youth Olympic Games. Das ist ein neuer Event, welcher genau gleich funktioniert, wie die richtigen Olympischen Spiele, bloss halt für Jugendliche. Die Stadt hat sich jahrelang auf diesen Grossanlass mit 3500 Athleten vorbereitet und es gibt ein gewaltiges Feuerwerk im Hafen… wir sind mittendrin statt nur dabei und das Beste an der Geschichte: Es ist gratis!
Epilog:

Nun sitzen wir im Flugzeug nach Hanoi und ich stelle mir die Frage: War es wirklich günstiger über Singapur zu fliegen?

Es folgen: 6 Wochen Wasser und Reis…

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