Bilder Wer von Norwegen nach Schweden rüber will, der muss übers
„Fjäll“, über den Berg also. Und was es da „oben“ zu sehen gibt, bezeichnete
man früher als atemberaubend schöne Wildnis, in der sich Fuchs und Hase
gutenacht sagen. Heute würde man das wohl eher als „sackgeil“ betiteln. Zumal
sie nun im Herbst die Wälder ganz anders gestrichen haben als noch im Sommer,
was wohl eine heiden Arbeit ist, da es davon ganz schön viele gibt. Da die
meisten Bäume aus Schweden früher oder später als Ikea Schränke in euren
Zimmern stehen werden, kann ich euch schon jetzt verraten, dass ihr euch freuen
könnt! Den Bäumen hier geht es gut, es gibt kaum Mästereien und nur wenig
Massenhaltung in schlecht belüfteten Ställen. Also ruhig schon mal den Schrank
Björn oder das Bett Gudvik bestellen!
Wir beschliessen, ein wenig in dieser hügeligen Region zu bleiben und nachdem wir unsere Vorräte in der Stadt Östersund aufgestockt und im Mc Doof einen Thermoplan Kaffee getrunken haben, geht’s schon bald raus in die Region „Hjärdalen“. Da die Forellen ab September in Schwedens Fliessgewässern Schonzeit haben, suchen wir, (bzw ich...) uns einen Fluss, an dem wir noch Äschen fischen dürfen und wir werden bei Murats Bruder, dem Harkan River fündig. Unsere selbstgebundenen Fliegen bringen sehr guten Erfolg und so können wir einige dieser schönen „Fahnenträger“ überlisten.
Vorbei an Rentierherden cruisen wir einsam durch’s Hochland
und erwarten an jeder Ecke den Schwedischen Tourismus Minister, der uns die
Ehrenmedaille für „Die letzten Touris 2014“ umhängt. Nachts wird es schon
ziemlich kalt und da wir nun verheiratet sind, müssen wir auch nicht mehr
kampfkuscheln wie in Neuseeland – wir haben nun einen Heizofen. Tja, so geht
das halt gell. Im Sonfjällets Nationalpark soll es die dichteste Population
von Bären in ganz Schweden geben und so erklimmen wir den Lillefjället, um das
ganze mal aus der Vogelperspektive zu betrachten. Über der Baumgrenze können
wir einen herrlichen Ausblick geniessen – aber wo sind die Bären? Wir sehen nur
einen Hubschraubär und finden am Wegrand viele Blaubären. Letztere sind hier wirklich gut
vertreten und schmecken auch ganz lecker, aber die haarigen Genossen zieren
sich.
In Tännas besuchen wir das Moschusochsen Zentrum. Wir
begeben uns mit einer kleinen Gruppe auf eine geführte Tour und sind ganz
gespannt, wie die Teile wohl aussehen. So eine Herde stapfender Megakühe, die
genau genommen eigentlich eher Ziegen sind, muss doch bestimmt eindrücklich sein und aus
der alten Denim-Werbung wissen wir ja, dass die Dinger gut riechen müssen. „Weltweit gibt es nur noch etwa 4000
Myskoxen“, erklärt uns der freundliche Guide, „und hier in Schweden gibt es
genau 7 Stück und 4 davon sind bei uns
im Gehege“.....?!?
Tja, da hätte Fam. W. aus W. wohl das Kleingedruckte besser lesen sollen...
Die handvoll Moschusochsen, die es hier mal gab, sind flüchtige Norweger,
welche wohl den Kompass verlegt haben und weil die Schneemobile sie zu stark
durch den Schnee gehetzt haben sind sie im Winter eingegangen. Nun haben die
hier ein privates Zuchtprogramm gestartet und wildern von Zeit zu Zeit mal
einen aus. Nix mit „stampede“ also – aber immerhin können sie hier nicht
abhauen und da sie schön gefüttert werden, kommen sie auch tiptop vor die
Kamera.
Lofsdalen ist ein Skiort und im Sommerhalbjahr gibt es hier
einen Bikepark um den Sessellift auszulasten. Wir kaufen uns beim Mietcenter die
Fahrkarten und versichern der Lady am Tresen, dass wir keine Rückenpanzer,
Knieschoner, Handgelenkstützen und Sturzhelme brauchen. Wir haben ja unsere
Mountain Bikes und wo Mountain draufsteht... aber Hallo Meitschi! Wir
versprechen dann, dass wir nicht gerade die Hardcore Piste nehmen und los
geht’s!
Auch der Arnold Walti am Sessellift mustert uns etwas
komisch und die Jungs mit den Downhill-Bikes in Vollmontur denken wohl dasselbe
über uns, wie die Walliser Bergführer über osteuropäische Wanderfritzen am
Matterhorn.
Wir starten auf dem grünen Easy Track, finden uns aber schon
bald viel zu cool dafür, denn immerhin habe ich ja die Veloprüfung mit 0
Fehlern bestanden , das blaue Fähnchen bekommen und Sabrina hat im Fall „ein
super Bike von Scheidegger“ - welches in seinen 10 Lebensjahren pro Geburtstag
etwa einen Kilometer gefahren wurde. So
biegen wir auf einer Kreuzung vom „Easy“ zum „Venom-Track“.... Irgendwie nimmt
das mit der Coolness nun in erschütternd hohem Tempo ab. Herr Wolf am Berg tut
ganz schnell, was man in solchen Fällen immer tun sollte: Fresse halten! Wir
kommen mit dem Schock davon und grüssen die Bikies lässig beim Zielhang - Jungs,
die Knie zittern im Fall nicht von den
Bodenwellen.
Nach der Berg-Tour fahren wir nun südwärts ins Flachland
in die Ferienregion um den Siljan-See. Wir finden einen etwas abseits gelegenen
„Höbbeler-Camping“. Der Besitzer und sein Kumpel nehmen uns abends spontan auf
ihrem Boot mit, um die Biber am See zu beobachten – genau so muss das sein. Freundlich, offen, nett - die
alten Schweden eben. Wir wollen uns mit Schnaps bedanken, aber obwohl beide
aussehen, als hätten sie bis zur Pension als Tester bei Jack Daniels
gearbeitet, lehnen sie ab:We drink no Alcohol ! Naja, selber Schuld,
den Träsch kriegen wir gerne auch alleine getrunken Freunde.
In Säters stellt uns der freundliche Besitzer des Camping
Platzes gratis ein Ruderboot zur Verfügung. „Einem geschenkten Gaul schaut man
nicht ins Maul“, denken wir, doch als wir die Nussschale sehen, kommen dann
doch leichte Zweifel auf, ob der obgenannte Hangbühler nicht vielleicht doch ein
bisschen zu viel des Guten war. No Risk – no fun! Wir
überqueren damit den See und sind eigentlich gar nicht unglücklich, dass wir
nix fangen, denn wir wären wohl in echte Schwierigkeiten gekommen, wenn da ein
besserer Hecht eingestiegen wäre. Trotzdem können wir hier vom Ufer aus noch
einige Hechte plagen, wie man auf dem Video sieht sogar auf Ansage (Sorry für
den Ton – irgendwer hatte da den Daumen auf dem Mikro...)
Schon bald sind wir in Stockholm und weil die Stellplätze im
Stadtzentrum schon geschlossen sind, müssen wir mit einem Camping vorlieb
nehmen, der in einer Gegend 10km ausserhalb des Zentrums liegt und wo im
Supermarkt das Fladen- deutlich vor dem Knäckebrot steht.
Mit der Metro geht’s dann rein in diese Hammer-Stadt und wir
erkunden das Teil zu Fuss. Kann man nun echt nicht meckern. Wir spulen das
volle Touri-Programm ab. Zu Fuss geht’s durch die Altstadt, Königsplatz,
Changing of the Guards und blablabla.... kennt ihr ja. Wir kaufen ein
geräuchertes Rentier und kratzen uns nebenbei schon bald die Resten eines Elch
Entrecôtes aus den
Zähnen.
Eine Bootstour
durch die Schären ist ebenfalls auf dem Plan. Bei dichtestem See-Nebel sieht man
allerdings von Bord der Fähre von den 24'000 Schäreninseln etwa gleich viel,
wie von der Barmaid in einem durchschnittlichen Amsterdamer Coffee-Shop, aber
immerhin erscheint ab Mittag die Sonne und so hat sich das Aufstehen in aller
Herrgottsfrühe um 08:30 Uhr doch wirklich gelohnt.
Und nun passiert etwas, mit dem eigentlich niemand so wirklich rechnen konnte und wir stehen völlig konsterniert vor Terence und schauen nach oben, denn der Himmel weint. Ja Freunde, der Himmel weint echt! So macht das natürlich nur noch halb so viel Spass, aber damit war ja dann wohl zu rechnen, wie könnte es auch anders sein - es ist immerhin unser Hochzeitstag. So fahren wir dann kreuz und quer durch Südschweden, ohne richtigen Plan und das ist genau, was uns passt. Obwohl nun hier wirklich nix mehr los ist. Janu, gehen wir halt Fischen J.
Zum Abschied aus Schweden werden wir dann bei einer
Baustelle auf der Autobahn trotz Verbot überholt und wir gedenken Neal
Armstrongs Worten: „Ein kleiner Stein für die Menschheit – ein Felsbrocken für
Terence’s Windschutzscheibe!“ Und so
haben wir nun einen Sprung in der Schüssel – aber das hat der geneigte Leser ja
schon selber gemerkt.
Wie wir die Tubel Trophy gewinnen, indem wir Terence bis zum
Anschlag im Sand versenken ist eine andere Geschichte, für’s erste muss das
reichen...
Stay classy San Diego!
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