Dienstag, 30. September 2014

Alter Schwede!

Bilder Wer von Norwegen nach Schweden rüber will, der muss übers „Fjäll“, über den Berg also. Und was es da „oben“ zu sehen gibt, bezeichnete man früher als atemberaubend schöne Wildnis, in der sich Fuchs und Hase gutenacht sagen. Heute würde man das wohl eher als „sackgeil“ betiteln. Zumal sie nun im Herbst die Wälder ganz anders gestrichen haben als noch im Sommer, was wohl eine heiden Arbeit ist, da es davon ganz schön viele gibt. Da die meisten Bäume aus Schweden früher oder später als Ikea Schränke in euren Zimmern stehen werden, kann ich euch schon jetzt verraten, dass ihr euch freuen könnt! Den Bäumen hier geht es gut, es gibt kaum Mästereien und nur wenig Massenhaltung in schlecht belüfteten Ställen. Also ruhig schon mal den Schrank Björn oder das Bett Gudvik bestellen!   


Wir beschliessen, ein wenig in dieser hügeligen Region zu bleiben und nachdem wir unsere Vorräte in der Stadt Östersund aufgestockt und im Mc Doof einen Thermoplan Kaffee getrunken haben,  geht’s schon bald raus in die Region „Hjärdalen“. Da die Forellen ab  September in Schwedens Fliessgewässern Schonzeit haben, suchen wir, (bzw ich...)  uns einen Fluss, an dem wir noch Äschen fischen dürfen und wir werden bei Murats Bruder, dem Harkan River fündig.  Unsere selbstgebundenen Fliegen bringen sehr guten Erfolg und so können wir einige dieser schönen „Fahnenträger“ überlisten.

Vorbei an Rentierherden cruisen wir einsam durch’s Hochland und erwarten an jeder Ecke den Schwedischen Tourismus Minister, der uns die Ehrenmedaille für „Die letzten Touris 2014“ umhängt. Nachts wird es schon ziemlich kalt und da wir nun verheiratet sind, müssen wir auch nicht mehr kampfkuscheln wie in Neuseeland – wir haben nun einen Heizofen. Tja, so geht das halt gell. Im Sonfjällets Nationalpark soll es die dichteste Population von Bären in ganz Schweden geben und so erklimmen wir den Lillefjället, um das ganze mal aus der Vogelperspektive zu betrachten. Über der Baumgrenze können wir einen herrlichen Ausblick geniessen – aber wo sind die Bären? Wir sehen nur einen Hubschraubär und finden am Wegrand viele  Blaubären. Letztere sind hier wirklich gut vertreten und schmecken auch ganz lecker, aber die haarigen Genossen zieren sich.

In Tännas besuchen wir das Moschusochsen Zentrum. Wir begeben uns mit einer kleinen Gruppe auf eine geführte Tour und sind ganz gespannt, wie die Teile wohl aussehen. So eine Herde stapfender Megakühe, die genau genommen eigentlich eher Ziegen sind,  muss doch bestimmt eindrücklich sein und aus der alten Denim-Werbung wissen wir ja, dass die Dinger gut riechen müssen.  „Weltweit gibt es nur noch etwa 4000 Myskoxen“, erklärt uns der freundliche Guide, „und hier in Schweden gibt es genau 7 Stück und 4 davon  sind bei uns im Gehege“.....?!?
Tja, da hätte Fam. W. aus W.  wohl das Kleingedruckte besser lesen sollen... Die handvoll Moschusochsen, die es hier mal gab, sind flüchtige Norweger, welche wohl den Kompass verlegt haben und weil die Schneemobile sie zu stark durch den Schnee gehetzt haben sind sie im Winter eingegangen. Nun haben die hier ein privates Zuchtprogramm gestartet und wildern von Zeit zu Zeit mal einen aus. Nix mit „stampede“ also – aber immerhin können sie hier nicht abhauen und da sie schön gefüttert werden, kommen sie auch tiptop vor die Kamera.

Lofsdalen ist ein Skiort und im Sommerhalbjahr gibt es hier einen Bikepark um den Sessellift auszulasten. Wir kaufen uns beim Mietcenter die Fahrkarten und versichern der Lady am Tresen, dass wir keine Rückenpanzer, Knieschoner, Handgelenkstützen und Sturzhelme brauchen. Wir haben ja unsere Mountain Bikes und wo Mountain draufsteht... aber Hallo Meitschi! Wir versprechen dann, dass wir nicht gerade die Hardcore Piste nehmen und los geht’s!

Auch der Arnold Walti am Sessellift mustert uns etwas komisch und die Jungs mit den Downhill-Bikes in Vollmontur denken wohl dasselbe über uns, wie die Walliser Bergführer über osteuropäische Wanderfritzen am Matterhorn.

Wir starten auf dem grünen Easy Track, finden uns aber schon bald viel zu cool dafür, denn immerhin habe ich ja die Veloprüfung mit 0 Fehlern bestanden , das blaue Fähnchen bekommen und Sabrina hat im Fall „ein super Bike von Scheidegger“ - welches in seinen 10 Lebensjahren pro Geburtstag etwa einen Kilometer gefahren wurde.  So biegen wir auf einer Kreuzung vom „Easy“ zum „Venom-Track“.... Irgendwie nimmt das mit der Coolness nun in erschütternd hohem Tempo ab. Herr Wolf am Berg tut ganz schnell, was man in solchen Fällen immer tun sollte: Fresse halten! Wir kommen mit dem Schock davon und grüssen die Bikies lässig beim Zielhang - Jungs, die Knie zittern im Fall nicht von den  Bodenwellen. 

Nach der  Berg-Tour fahren wir nun südwärts ins Flachland in die Ferienregion um den Siljan-See. Wir finden einen etwas abseits gelegenen „Höbbeler-Camping“. Der Besitzer und sein Kumpel nehmen uns abends spontan auf ihrem Boot mit, um die Biber am See zu beobachten – genau so muss das sein. Freundlich, offen, nett  - die alten Schweden eben. Wir wollen uns mit Schnaps bedanken, aber obwohl beide aussehen, als hätten sie bis zur Pension als Tester bei Jack Daniels gearbeitet, lehnen sie ab:We drink no Alcohol ! Naja, selber Schuld, den Träsch kriegen wir gerne auch alleine getrunken Freunde.

In Säters stellt uns der freundliche Besitzer des Camping Platzes gratis ein Ruderboot zur Verfügung. „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“, denken wir, doch als wir die Nussschale sehen, kommen dann doch leichte Zweifel auf, ob der obgenannte Hangbühler nicht vielleicht doch ein bisschen zu viel des Guten war. No Risk – no fun!   Wir überqueren damit den See und sind eigentlich gar nicht unglücklich, dass wir nix fangen, denn wir wären wohl in echte Schwierigkeiten gekommen, wenn da ein besserer Hecht eingestiegen wäre. Trotzdem können wir hier vom Ufer aus noch einige Hechte plagen, wie man auf dem Video sieht sogar auf Ansage (Sorry für den Ton – irgendwer hatte da den Daumen auf dem Mikro...)


Schon bald sind wir in Stockholm und weil die Stellplätze im Stadtzentrum schon geschlossen sind, müssen wir mit einem Camping vorlieb nehmen, der in einer Gegend 10km ausserhalb des Zentrums liegt und wo im Supermarkt das Fladen- deutlich vor dem Knäckebrot steht.

Mit der Metro geht’s dann rein in diese Hammer-Stadt und wir erkunden das Teil zu Fuss. Kann man nun echt nicht meckern. Wir spulen das volle Touri-Programm ab. Zu Fuss geht’s durch die Altstadt, Königsplatz, Changing of the Guards und blablabla.... kennt ihr ja. Wir kaufen ein geräuchertes Rentier und kratzen uns nebenbei schon bald die Resten eines Elch Entrecôtes aus den Zähnen. 


Wir singen Karaoke im ABBA Museum und gehen zum  Stockholm-Ballenberg aka Skansen. 
Eine Bootstour durch die Schären ist ebenfalls auf dem Plan. Bei dichtestem See-Nebel sieht man allerdings von Bord der Fähre von den 24'000 Schäreninseln etwa gleich viel, wie von der Barmaid in einem durchschnittlichen Amsterdamer Coffee-Shop, aber immerhin erscheint ab Mittag die Sonne und so hat sich das Aufstehen in aller Herrgottsfrühe um 08:30 Uhr doch wirklich gelohnt.  


Und nun passiert etwas, mit dem eigentlich niemand so wirklich rechnen konnte und wir stehen völlig konsterniert vor Terence und schauen nach oben, denn der Himmel weint. Ja Freunde, der Himmel weint echt! So macht das natürlich nur noch halb so viel Spass, aber damit war ja dann wohl zu rechnen, wie könnte es auch anders sein - es ist immerhin unser Hochzeitstag. So fahren wir dann kreuz und quer durch Südschweden, ohne richtigen Plan und das ist genau, was uns passt. Obwohl nun hier wirklich nix mehr los ist. Janu, gehen wir halt Fischen J.

Zum Abschied aus Schweden werden wir dann bei einer Baustelle auf der Autobahn trotz Verbot überholt und wir gedenken Neal Armstrongs Worten: „Ein kleiner Stein für die Menschheit – ein Felsbrocken für Terence’s Windschutzscheibe!“  Und so haben wir nun einen Sprung in der Schüssel – aber das hat der geneigte Leser ja schon selber gemerkt.

Wie wir die Tubel Trophy gewinnen, indem wir Terence bis zum Anschlag im Sand versenken ist eine andere Geschichte, für’s erste muss das reichen...

Stay classy San Diego!

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